DBS-Therapie

Deep Brain Stimuation/Tiefe Hirnstimulaton als Therapie bei Morbus Parkinson

SCHMERZ UND BEWEGUNG    |    Aug. 31, 2022

DBS-Therapie – Was ist das?

Die DBS bei Parkinson-Krankheit ist kein Heilmittel, kann aber ein großer Schritt in Richtung eines unabhängigeren Lebens sein – und damit auch die Angehörigen spürbar entlasten. Die zentrale Funktionseinheit des DBS-Systems ist ein implantierter Generator, vergleichbar mit einem Herzschrittmacher. Der Impulsgeber wird unterhalb des Schlüsselbeins eingesetzt und kommuniziert über dünne Drähte (Elektroden) mit dem Gehirn und unterbricht dort über schwache elektrische Impulse die Signale, die zu unfreiwilligen Muskelbewegungen führen. Auf diese Weise ist es möglich, Symptome wie Steifigkeit, Tremor, Mobilitäts- und Kontrollverlust in den Griff zu bekommen.

Studien haben gezeigt, dass vor allem jüngere Patient:innen von einem frühzeitigen Einsatz der DBS profitieren und ein erfüllteres, aktiveres Leben führen können.1, 2Seit Mitte der 1990er Jahre hat die DBS weltweit mehr als 120.000 Menschen geholfen.3

Entscheidung für eine DBS-Therapie

Die DBS-Therapie ist leider nicht für alle Patient:innen geeignet. Es muss also, gemeinsam mit dem behandelnden medizinischen Personal, entschieden werden, ob sie überhaupt infrage kommt und wann gegebenenfalls der beste Zeitpunkt für einen Start wäre. Das wiederum hängt von den individuellen Symptomen ab, wie das Beispiel der Parkinson-Krankheit zeigt: Medikamente spielen hier bei der Behandlung eine wichtige Rolle, aber sie verlieren im Laufe der Zeit häufig ihre Wirksamkeit. Der beste Zeitpunkt für eine DBS-Therapie ist dann, wenn die Medikamente noch wirken, aber die Symptome nicht mehr ausreichend lindern. Das ist daran zu erkennen, dass …  

  • die Parkinson-Symptome häufiger auftreten,
  • es länger dauert, bis die Medikamente wirken und die Wirkung schneller nachlässt,
  • Patient:innen eine höhere oder häufigere Dosierung benötigen oder stärker als bisher unter problematischen Nebenwirkungen leiden.4

InfinityWenn eine DBS-Therapie für einen Ihnen nahestehenden Menschen in Betracht kommt, ist ein rechtzeitiges, offenes Gespräch über diese Option mit einer neurologischen medizinischen Fachkraft oder einer medizinischen Fachkraft für Bewegungsstörungen sehr wichtig – am besten führen Sie es gemeinsam.

So läuft die Implantation ab

Für die Tiefe Hirnstimulation ist ein chirurgischer Eingriff erforderlich, und wie bei jeder Operation oder Therapie bestehen Risiken und potenzielle Komplikationen. Aber als Mensch mit Typ F sollten Sie sich keine Sorgen machen. Die Operation wird von einem Team hochqualifizierter Expert:innen durchgeführt, die sich auf solche Eingriffe spezialisiert haben, und die Patient:innen werden während der gesamten Operation engmaschig überwacht. Das gesamte Verfahren besteht aus drei Schritten5:

  1. Bildgebung: Am Tag der Operation wird der Kopf mittels MRT oder CT gescannt. Die Aufnahmen helfen dem/der Neurochirurg:in, die richtige Stelle im Gehirn zu finden, um die Elektroden zu platzieren.
  2. Platzierung der Elektroden: Nach dem bildgebenden Verfahren erfolgt die OP. In einigen Kliniken erfolgt der Großteil dieses Eingriffs unter Vollnarkose, in anderen befindet sich der/die Betroffene zeitweise in einem halbwachen Zustand. Das kann dem medizinischen Team bei der Überprüfung helfen, ob sich die Elektroden an der richtigen Stelle befinden, um die Symptome zu behandeln. In diesem Fall erhält der/die Betroffene eine örtliche Betäubung, damit er/sie keine Schmerzen empfindet, sowie Medikamente zur Entspannung.
  3. Einsetzen des Geräts: Der Stimulator wird in der Regel in die Brust, unterhalb des Schüsselbeins, eingesetzt. Das kann gleichzeitig mit den Elektroden oder erst ein paar Tage oder Wochen später erfolgen. Dieser Eingriff findet in der Regel unter Vollnarkose statt.

Innerhalb der ersten Wochen nach dem Eingriff wird das Fachpersonal das DBS-System einschalten und den Umgang damit erklären. Ab diesem Zeitpunkt sollte der/die Patient:in merken, dass die neue Therapie zu wirken beginnt. Bereits in dieser Genesungs- und Eingewöhnungsphase können Angehörige helfen, das neue System zu verstehen und bei auftretenden Fragen bzw. Problemen in der Kommunikation mit dem Fachpersonal unterstützen.

Vorteile des InfinityTM DBS-Systems von Abbott

Trotz der guten Ergebnisse und langjähriger Erfahrungen mit der DBS kann es bei klassischen Systemen zu Nebenwirkungen wie Sprechstörungen (Dysarthrie) oder unwillkürlichen Bewegungen (Dyskinesie) kommen. Ursache kann eine ungenaue Platzierung der Elektroden im Gehirn sein. Jedoch ist es auch bei einer fehlerfreien Positionierung möglich, dass die elektrischen Impulse aufgrund ihrer Größe nicht nur auf das angesteuerte Hirnareal, sondern auch auf die umliegenden Bereiche übertragen werden.6

Mit dem InfinityTM Neurostimulationsssystem von Abbott kommt fortschrittliche Technologie zum Einsatz, die für herausragende Präzision sorgt: Bei der sogenannten direktionalen DBS senden die Elektroden nicht wie bei den klassischen Systemen elektrische Impulse in alle Richtungen, sondern steuern gezielt den betroffenen Bereich im Gehirn an. Zudem ist bei dieser Methode eine geringere Impulsstärke notwendig. Das heißt, der Abstand zwischen dem minimalen Energiewert, der für das Erreichen nützlicher Symptomlinderungen erforderlich ist, und dem Grenzwert, an dem nachhaltige Nebenwirkungen auftreten – im Fachjargon das therapeutische Fenster – wird erhöht. Zudem kann die DBS individuell an den Krankheitsverlauf aller Patient:innen angepasst werden. Weitere Vorteile des Abbott InfinityTM DBS-Systems2:

  • Mehr Freiheit. Dank der autarken Batterie gewinnen Betroffene rund 11 Tage pro Jahr zurück, die sie mit dem Wiederaufladen des Systems verbringen müssten.
  • Komfortable Bedienung. Durch die komplett drahtlose app-basierte Bedienung auf einem vertrauten Mobilgerät von Apple lassen sich die verordneten Stimulationseinstellungen leicht und diskret verwalten. Ärzt:innen können die Einstellungen für ein individuelles und diskretes Therapiemanagement jederzeit leicht anpassen.
  • Zukunftssicherheit. Software-Updates lassen sich drahtlos auf das Abbott InfinityTM DBS-System übertragen. Das garantiert den Zugang zu den neuesten therapeutischen Entwicklungen – ohne chirurgischen Eingriff.

Dies ermöglicht eine verbesserte therapeutische Betreuung, um Nebenwirkungen zu mindern und gleichzeitig die wirksame Behandlung der Symptome zu gewährleisten.

War in der Vergangenheit noch der Weg zum Spezialisten für Kontrolltermine notwendig, ist mit der sogenannten Neurosphere Virtual Clinic vom Gesundheitsunternehmen Abbott jetzt eine Video-Sprechstunde mit dem behandelnden Mediziner über das Internet möglich. Telemedizin heißt diese neuartige Kommunikation, die ortsunabhängig und in Echtzeit stattfindet. Patienten, die zum Teil lange Anreisen hatten, können jetzt in ihrer gewohnten Umgebung bleiben und trotzdem betreut werden. Das ist vorteilhaft, weil eine eventuelle Therapieanpassung im besten Fall im Alltag erprobt wird.

Häufige Fragen im Zusammenhang mit der DBS-Therapie

Die Implantation des Abbott Infinity™ Neurostimulators, damit verbundene mögliche Risiken, aber natürlich auch die Auswirkungen auf das weitere Leben mit der Bewegungsstörung werfen sowohl bei den Patient:innen als auch bei ihren Angehörigen viele Fragen auf. Antworten auf besonders häufig gestellte finden Sie hier7, für alle weiteren stehen Ihnen die jeweils behandelnden Ärzt:innen zur Verfügung.

Kann der/die Patient:in die Stimulation spüren?
Beim Vorgang der Programmierung spüren Patient:innen möglicherweise etwas, allerdings keine Schmerzen! Die Empfindungen verschwinden aber in der Regel, sobald die Anpassungen vorgenommen wurden.

Wie lange dauert es nach der Implantation, bis die Symptome nachlassen?
Bei manchen Patient:innen passiert das bereits unmittelbar nach der Operation. Bei anderen ist die Verbesserung ein Prozess, bei dem zusammen mit dem Arzt/der Ärztin die beste Kombination aus Stimulation und Medikation gefunden werden muss. Das kann eine Weile dauern.

Ist trotz DBS-Therapie die Einnahme von Medikamenten erforderlich?
Um die besten Ergebnisse zu erzielen, kann die DBS-Therapie mit der Gabe von Medikamenten kombiniert werden. Manchmal ist es allerdings möglich, die medikamentöse Behandlung zu reduzieren, was deren Nebenwirkungen verringern kann. Wie die Einnahme von Medikamenten in Kombination mit der DBS-Therapie optimal abläuft, ist mit dem behandelnden Arzt zu besprechen.

Kann sich die Bewegungsstörung trotz DBS-Therapie verschlimmern?
Ziel der DBS-Therapie ist es, die Lebensqualität zu steigern und die Symptome über einen längeren Zeitraum kontrollieren zu können – sie ist jedoch kein Heilmittel für Morbus Parkinson und es ist unwahrscheinlich, dass die Symptome durch die Therapie vollständig beseitigt werden oder sich nicht mehr verschlimmern.

Wie lange hält ein DBS-System?
Das Infinity™ Neurostimulationssystem von Abbott muss nicht aufgeladen werden, was für die Betroffenen eine große Erleichterung bedeutet. Die Laufzeit kann einige Jahre betragen – abhängig davon, wie intensiv erkrankte Anwender:innen den Impulsgeber einsetzen, um die Symptome zu lindern. Der Ladezustand kann von dem Praxisteam einfach überprüft werden. Ein gegebenenfalls erforderlicher Eingriff für den Austausch des Generators ist in der Regel kürzer und einfacher als die ursprüngliche Operation für die Implantation. Das liegt daran, dass die mit dem Generator verbundenen Elektroden (Drähte) bereits vorhanden sind und einfach an den neuen Generator angeschlossen werden können. Am Kopf selbst muss also kein weiteres Mal operiert werden.

Welche Risiken birgt die DBS-Therapie?
Komplikationen, die mit der Implantation und/oder dem Betrieb des DBS-Geräts verbunden sein können, sind selten, dennoch sollten sie Gegenstand der Gespräche mit den behandelnden Ärzt:innen sein. Sind Patient:innen mit der Therapie nicht zufrieden oder sollten sich unerwünschte, starke Nebenwirkungen einstellen, kann das DBS-System ausgeschaltet oder operativ wieder entfernt werden.

Ein erfülltes Leben dank DBS-Therapie

Die DBS-Therapie kann ein positiver Schritt hin zu mehr Lebensqualität sein. Spaziergänge unternehmen, sich mit Freunden zum Essen treffen oder einen ganz normalen 8-Stunden-Arbeitstag verbringen: Das DBS-System fügt sich nach einer Eingewöhnungsphase nahtlos in das Leben der Betroffenen ein und unterstützt dabei – auch Sie als Angehörige(n) – wieder einen weitgehend normalen Alltag führen zu können. In einer Studie wurde bei Parkinson-Patient:innen, die mit der DBS-Therapie behandelt wurden, über einen Zeitraum von bis zu zehn Jahren und mehr eine nachhaltige Verbesserung der Lebensqualität erreicht.8 Tatsächlich würden 95% der Parkinson-Patient:innen eine THS-Therapie weiterempfehlen.9

Quellen:

1 https://parkinson-gesellschaft.de/fuer-betroffene/die-parkinson-krankheit
2 https://www.neuromodulation.abbott/content/dam/bss/divisionalsites/nm/pdfs/guides/39594%20DBS%20Patient%20Brochure%20PD%20DE.pdf
3 Fukaya, C., & Yamamoto, T. (2015). Deep brain stimulation for Parkinson’s disease: Recent trends and future direction. Neurologia Medico-Chirurgica (Tokyo), 55(5), 422-431. http://dx.doi.org/10.2176/nmc.ra.2014-0446
4 https://www.neuromodulation.abbott/de/de/movement-disorders/living-movement-disorder/treatments/ht-tab/behandlungen-bei-parkinson-krankheit.html
5 https://www.neuromodulation.abbott/de/de/movement-disorders/getting-dbs-therapy/dbs-therapy-procedure/ht-tab/während-der-operation.html
6 https://www.bvmed.de/de/technologien/gehirn-nervensystem/ths-neue-behandlungsoptionen-bei-parkinson-dystonie-und-essentiellem-tremor 7 https://www.neuromodulation.abbott/de/de/movement-disorders/resources/questions-support.html
8 Castrioto A, Lozano AM, Poon YY, Lang AE, Fallis M, Moro E. Ten year outcome of subthalamic stimulation in Parkinson disease: A blind evaluation. Archives of Neurology. 2011;68(12):1550- 1556. http://dx.doi.org/10.1001/archneurol.2011.182. n = 18.
9 Abbott. Daten liegen vor. Parkinson’s Disease Final Report C-04-01. 2012. n = 135.