Viktoriia N. (34) aus der Ukraine:
„Eine Herzpumpe hat mir das Leben gerettet“

Nimmt die Leistungsfähigkeit des Herzens ab, sprechen Mediziner:innen von einer Herzinsuffizienz. Dabei ist das Herz nicht mehr in der Lage, den Körper ausreichend mit Blut und Sauerstoff zu versorgen, was im Laufe der Zeit lebensbedrohlich wird. In 70 % der Fälle entwickelt sich eine Herzinsuffizienz aus einer koronaren Herzkrankheit (Verkalkung der Herzkranzgefäße) und einem hohen Blutdruck.1 Nicht so bei der Ukrainerin Viktoriia N. Bei ihr ging vermutlich eine scheinbar harmlose Erkältung in eine Herzmuskelentzündung über, die ihr Herz so nachhaltig schädigte, dass ihr im September 2023 am Herzzentrum der Berliner Charité ein Herzunterstützungssystem implantiert werden musste.

Wiesbaden, 16. Mai 2024 – Im Sommer 2013 plagt sich Viktoriia N. mit Husten und Schnupfen. Lästig, aber eigentlich nicht der Rede wert. Doch weil sich die Symptome trotz Medikamenten hartnäckig halten und sie sich zunehmend schlapper fühlt, sucht sie ein Krankenhaus in Kiew auf. „Dort haben die Ärzte eine Lungen- und Rippenfellentzündung sowie Auffälligkeiten am Herzen festgestellt“, erinnert sich Viktoriia. Bei einer genaueren Untersuchung einige Wochen später eröffnet man der überraschten Patientin, dass sie schwer erkrankt ist: Ihr Herz sei zu groß und der Herzmuskel entzündet. Die linke Herzkammer funktioniere nur sehr eingeschränkt, zudem leide sie unter pulmonaler Hypertonie, das heißt einer Erhöhung des Blutdrucks im Lungenkreislauf. Zu diesem Zeitpunkt ist Viktoriia bereits kurzatmig, leidet unter geschwollenen Beinen auf Grund von Wasseransammlungen und schwitzt häufig und stark.

Die Erkrankung schreitet fort
„Danach war ich in kürzeren Abständen im Krankenhaus. Zunächst wurde ich wegen meiner Lungenentzündung behandelt, dann habe ich außerdem Medikamente wegen meiner Herzprobleme bekommen“, sagt Viktoriia. Trotz gelegentlicher Komplikationen, die eine Nachjustierung der Medikation erforderten, ging es ihr damit nach eigener Auskunft in den Folgejahren den Umständen entsprechend gut. „Ich habe in einem Juwelierladen gearbeitet, konnte eine Strecke von ungefähr 3-4 Busstationen zu Fuß laufen und mehr oder weniger normal leben.“
Als im Februar 2022 der Krieg mit Russland ausbricht, kommt Viktoriia nach Deutschland und wird vom Roten Kreuz in Frankfurt/Oder untergebracht. Sie berichtet von ihrer Herzerkrankung und wird an die Berliner Charité verwiesen. Ab Mai 2022 ist sie dort als Patientin registriert und erscheint alle 2-3 Monate zu einer routinemäßigen Untersuchung.
„Ende des Sommers 2023 hat sich mein Wohlbefinden leider deutlich verschlechtert. Die Ärztin, die bei mir deshalb ein EKG durchgeführt hat, sagte zu mir: Wenn ich über 60 Jahre alt wäre, könnte ich mit diesem Befund nicht mehr laufen und kaum noch atmen. Sie hat dafür gesorgt, dass ich umgehend einen Termin am Herzzentrum der Berliner Charité bekam.“

Eine Operation ist unausweichlich
Im September 2023 stellt sich Viktoriia bei Professor Dr. med. Evgenij Potapov vor. Er ist Oberarzt in der Abteilung für Herz-, Thorax- und Gefäßchirurgie am Deutschen Herzzentrum der Charité (DHZC), wo er das Programm für mechanische Kreislaufunterstützung leitet. Professor Potapov informiert seine Patientin über die Dringlichkeit einer Herzoperation. „Dabei habe ich zum ersten Mal von HeartMate 3 gehört“, sagt Viktoriia. „Professor Potapov hat mir die Pumpe gezeigt und erklärt, dass so ein Implantat mir ein fast normales Leben ermöglichen könnte. Weil er zum Glück russisch spricht, habe ich alles sehr gut verstanden und es ist schnell ein vertrauensvolles Verhältnis entstanden.“

Das ist im Fall von Viktoriia sehr wichtig, denn ihr kritischer Zustand lässt keinen Spielraum für eine längere Entscheidungsfindung. „Sie befand sich im NYHA-Stadium IV, das steht für eine schwere Herzinsuffizienz mit Beschwerden bereits in Ruhe, sie konnte sich nicht belasten. Erfahrungsgemäß ging es um Tage, die sie noch zu leben hatte“, bestätigt Professor Potapov die dramatische Situation. „Die Tatsache, dass ich wenig Zeit fürs Nachdenken hatte, war eher von Vorteil für mich“, ist Viktoriia überzeugt. Geholfen hat ihr außerdem ihr Glaube. „Damit habe ich schnell eine innere Ruhe gefunden. Wir können nicht alles beeinflussen. Alles, was geschieht, geschieht zu unserem Besten.“

Nach der Implantation vom HeartMate 3
Aus medizinischer Sicht war der Eingriff ein voller Erfolg. Professor Potapov, der die Operation durchgeführt hat, betont: „So eine Implantation ist ein schwerer Eingriff in einer lebensbedrohlichen Situation. Angesichts dessen hat die Patientin ihn sehr gut überstanden. Sie ist noch jung, das hat ihr geholfen.“ Tatsächlich geht es Viktoriia heute gut. „In der Zeit unmittelbar nach der Operation war ich sehr dankbar für die Unterstützung durch meine Familie und Freunde. Auch die anschließende Reha hat mir sehr gut getan, denn die Gewöhnung an das HeartMate 3 brauchte doch etwas Zeit.“

Viktoriias neues Leben mit HeartMate 3
Trotz einiger Einschränkungen und gelegentlichen Sorgen und Ängste ist Viktoriia dankbar: „Ich fühle mich gut. Ich kann ca. 1-1,5 km am Stück laufen und mit einem kurzen Zwischenstopp sogar noch weiter. Ich kann auch die Treppe bis ins 2. Obergeschoss hochgehen, ohne völlig außer Atem zu kommen.“ Wenn sie erschöpft ist, schaut Viktoriia sich einen Film an oder liest. Außerdem gehören Kochen und Backen zu ihren Hobbys. „Es ist wichtig, sich auf das Positive zu konzentrieren und an das Beste zu glauben. Wenn man das Leben schätzt, findet man eine Lösung.“ Auch Professor Potapov macht seiner Patientin Mut: „Patienten mit einem HeartMate 3, gerade jüngere, können fast alles machen. Sie können arbeiten gehen, im Garten arbeiten und Sport treiben. Joggen ist nicht geeignet, weil die Erschütterungen bei jedem Schritt Driveline-Infektionen begünstigen könnten. Auch Schwimmen und Saunieren sind nicht möglich, aber Skaten, Rad- oder Motorradfahren.“

Eine regelmäßige medizinische Betreuung bleibt wichtig
Damit Viktoriia weiterhin so unbeschwert wie möglich leben kann, hat sie alle 2-3 Monate einen Untersuchungstermin in der Berliner Charité. „Wir machen einen Ultraschall vom Herzen und schauen, ob es gut arbeitet, insbesondere der rechte Ventrikel; und ob die Herzklappen funktionieren“, sagt Professor Potapov. „Außerdem nehmen wir der Patientin Blut ab, kontrollieren unter anderem die Gerinnungswerte und stellen die Dosierung der benötigten Tabletten gegebenenfalls neu ein.“

Das wünscht sich Viktoriia für ihre Zukunft
„Ich habe akzeptiert, dass ich erkrankt bin und dass ich ein LVAD habe. Mithilfe dieses Systems haben mir die Ärzte das Leben gerettet. Dafür bin ich sehr dankbar. Auch für die intensive Betreuung und große Hilfsbereitschaft, die ich überall erfahren habe“, fasst Viktoriia ihre gemachten Erfahrungen zusammen. Aber Viktoriia blickt bereits weiter voraus: Weil ich erst 34 bin, denke ich an eine Herztransplantation. Ich weiß, dass das eine ganze Weile dauern kann. Und die Zeit, bis es so weit ist? Die wird Viktoriia, da zeigt sich Professor Potapov optimistisch, mit dem HeartMate 3 aller Voraussicht nach gut überbrücken und ein fast ganz normales Leben führen können.

Viktoriia N. (34) aus der Ukraine erkrankte 2013 am Herzen. In den Folgejahren verschlechterte sich ihr Zustand dramatisch, bis ihr im September 2023 in einer lebenserhaltenden Operation das Herzunterstützungssystem HeartMate 3 implanitiert wurde. © Abbott 2024

Prof. Potapov erklärt Viktoriia, wo er das HeartMate 3 verankert hat und wie die mechanische Pumpe ihr Herz von nun an unterstützt.
© Abbott 2024

Prof. Dr. med. Evgenij Potapov, Oberarzt in der Abteilung für Herz-, Thorax- und Gefäßchirurgie am Deutschen Herzzentrum der Charité (DHZC) und Leiter des Programms für mechanische Kreislaufunterstützung. © Abbott 2024

HeartMate 3: Das mechanische Kreislaufunterstützungssystem von Abbott besteht aus einer kleinen Pumpe, die an der linken Herzkammer eingesetzt und über einen kurzen Schlauch mit der Hauptschlagader (Aorta) verbunden wird. © Abbott 2024

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Referenzen

1Relation Between Modifiable Lifestyle Factors and Lifetime Risk of Heart Failure, Djousse et. al https://jamanetwork.com/journals/jama/fullarticle/184310