Ein Metall mit Gedächtnis

Verschlusssysteme für Menschen mit angeborenen Herzfehlern und Schlaganfallrisiko.

Herzgesundheit|Aug. 15, 2024

Ein Material, das sich dehnen oder zusammenknautschen lässt und immer wieder in seine ursprüngliche Form zurückkehrt? Nitinol heißt die außergewöhnliche Legierung, die bei der Kombination von Nickel und Titan entsteht und im englischsprachigen Raum als Memory Metal bekannt ist.

Sie werden aus geflochtenem Nitinoldraht hergestellt und anschließend erhitzt, um sich ihre Form zu „merken“. Sogenannte Okkluder – also kleine Implantate zum Verschluss einer Öffnung – wie beispielsweise aus unserer Amplatzer Familie tragen seit 25 Jahren dazu bei, angeborene Herzfehler zu behandeln und das Schlaganfallrisiko zu verringern. Dabei bietet die sogenannte Formgedächtnislegierung nicht nur den Vorteil, dass sie immer in ihre ursprüngliche Form zurückfindet. Gleichzeitig sorgt der Memory-Effekt für ein Höchstmaß an Flexibilität und verhindert, dass zu viel Druck auf den Okkluder ausgeübt wird. Die Erfindung des Produkts geht auf den Radiologen und Innovator Kurt Amplatz zurück. Er entwickelte den sogenannten Amplatzer Septal Okkluder im Jahr 1996 und ist verantwortlich dafür, dass dieser seitdem – im wahrsten Sinne des Wortes – einen Platz in vielen Herzen gefunden hat.

Handarbeit für höchste Präzision

Bei der Produktion unserer Amplatzer Okkluder wird aufgespulter Nitinoldraht zunächst geschnitten, lasergeschweißt und in die Form gebracht, die sich einprägen soll. Im Anschluss nähen Expert:innen von Hand ein Polyestergewebe unter einem Mikroskop in das zuvor entstandene Metallnetz, ehe es ins Herz gesetzt wird. Dieses Maß an Sorgfalt und Detailgenauigkeit ist notwendig, da die Aufgabe des Produktes in nichts Geringerem besteht, als Menschen dabei zu helfen, ihr Leben in vollen Zügen zu genießen.

Damit ganz Kleine ganz groß werden können

Neben einem Klassiker, dem Amplatzer™ Amulet™ LAA Okkluder, zur Reduzierung des Schlaganfallrisikos findet auch der Amplatzer Piccolo™ Okkluder Platz im Portfolio. Dabei handelt es sich um einen Verschluss, der kleiner ist als eine Erbse, und sich speziell für Frühgeborene eignet. Denn jedes Jahr kommen in Deutschland mehr als 6.500 und weltweit mehr als 1,5 Millionen Kinder auf die Welt, die von einem angeborenen Herzfehler betroffen sind.

Umso wichtiger ist es, dass unser Amplatzer Piccolo das weltweit erste Medizinprodukt ist, das bei Babys mit einem Körpergewicht von unter einem Kilogramm eingesetzt werden kann. Durch einen keinen Schnitt in der Leiste eingeführt, wird der Amplatzer Piccolo bis zum Herzen geschoben, wo er die Öffnung verschließt, die für den Herzfehler verantwortlich ist. Viele der betroffenen Frühchen auf der Neugeborenen-Intensivstation können schon kurz nach dem minimalinvasiven Eingriff von der künstlichen Beatmung entwöhnt werden. Ein wichtiger medizinischer Schritt für die kleinen Patient:innen und mindestens genauso wichtig für die Eltern, die diese Zeit mit großer Sorge erleben.